PAZIFISTEN & ANTIMILITARISTINNEN AUS JÜDISCHEN FAMILIEN

Namen

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Die nachfolgende „Namen-Liste“ zur Orientierung basiert auf den ersten Recherche-Phasen für den Aufbau unserer Schalom-Bibliothek zu „Pazifisten & Antimilitaristinnen aus jüdischen Familien“* und soll im Werkverlauf des Portals immer wieder ergänzt bzw. bearbeitet werden (Hinweise willkommen, pb).

*Berücksichtigt werden neben erklärten Pazifisten oder Antimilitaristen/innen (Schwerpunkt) auch selektive Kriegskritiker und Kämpfer für die Menschenrechte (die etwa grundsätzlich dem Konzept des sog. „gerechten Krieges“ zustimmen ).

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Abileah ǀ Joseph Abileah [Wilhelm Niswiszki] (1915-1994) – Israelischer Musiker (Violinist); Friedensaktivist, als bekennender Pazifist im August 1948 der erste verurteilte Kriegsdienstverweigerer in Israel; Mitglied der ‚American Society of Friends‘ (Quäker) & Begründer der israelischen Sektion von ‚War Resisters’ International‘ (WRI); er votierte für eine ‚jüdisch-arabische Konföderation‘ in Palästina (1971: Society for a Middle East Confederation).

Adler ǀ Alfred Adler (1870-1937) – Arzt, Begründer der Individualpsychologie; 1914-1916 Tätigkeit als österreichischer Militärarzt, erst nach dem Krieg Wandlung zum Pazifisten: „Krieg ist organisierter Mord und Folter unserer Brüder.“ Schrift: „Die andere Seite. Eine massenpsychologische Studie über die Schuld des Volkes“ (Wien 1919).

Adler ǀ Felix Adler (1851-1933) – Rabbinersohn, Philosoph; Mitglied des US-amerikanischen Komitees des Internationalen Friedenskongresses, das 1904 in Boston tagte.

Adler ǀ Max Adler (1873-1937) – Jurist, Soziologe, Mitbegründer der österreichischen Sozialdemokratie; vgl. u.a. seine kriegskritischen Schriften „Politik und Moral“ (1918) und „Klassenkampf gegen Völkerkampf“ (1919).

Adler ǀ Moritz Adler (1831-1907) – Pionier der Friedensbewegung; bereits im Alter von 20 Jahren Pazifist; zahlreiche Schriften und Initiativen. [Friedensschriften neu ediert 2024 durch unsere Schalom-Bibliothek]

Adler ǀ Victor Adler (1852-1918) – Arzt, Journalist, Mitbegründer der Sozialdemokratie in Österreich; konnte sich erst sehr spät ab 1917 zu einem Friedensstandort durchringen; sein Sohn Friedrich A. (1869-1960) erschoss am 21.10.1916 „aus Protest gegen die Kriegsdiktatur“ den österreichischen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh.

Anders ǀ Günther Anders (1902-1992) [Günther Siegmund Stern, Ehe mit Hannah Arendt] – Philosoph, Schriftsteller (Dichter), herausragende Persönlichkeit des geistigen und politischen Widerstandes gegen die Atombombe.

Arendt ǀ Hannah Arendt (1906-1975) – Philosophin von Weltrang und Anwältin des Friedens.

Auerbach ǀ Alfred Auerbach (1873-1954) – Schauspieler & Schriftsteller; Gedicht gegen Krieg und Faschismus: „Michels Wiegenlied“ (in: Das andere Deutschland, 17.09.1927).

Avneri ǀ Uri Avneri (1923-2018, geb. in Westfalen) – prominenter israelischer Friedensaktivist, Gush-Schalom-Gründer.

Baeck ǀ Dr. Leo Baeck (1872-1956) – Feldrabbiner im 1. Weltkrieg, später: Friedensökumene der Konfessionen.

Baer ǀ Gertrud Baer (1890-1981) – international engagierte Friedensarbeiterin.

Barenboim ǀ Daniel Barenboim (geb. 1942 Argentinien) – Pianist & Dirigent; der „einziger Mensch auf der Welt gleichzeitig die israelische und palästinensische Staatsbürgerschaft“ hat (wikipedia.org).

Barenboim ǀ Michael Barenboim (geb. 1985) – Violinist, Bratschist, Konzertmeister des West-Eastern Divan Orchestra, Professor an der Barenboim-Said-Akademie; wirbt wie sein Vater Daniel B. für Begegnung von Palästinensern und Israelis, sowie für gewaltfreie Konfliktlösung.

Barkeley ǀ Richard Barkeley / Geburtsname: Baumgarten (geb. 1902 Österreich) – Politikwissenschaftler; Verfasser des Buches „Die deutsche Friedensbewegung 1870-1933“ (erschienen 1948).

Beinart ǀ Peter Beinart (geb. 1971 Cambridge), jüdisch-amerikanischer Politikwissenschaftler und Journalist; Wandlung vom „liberalen Zionisten“ zum scharfen Kritiker der Besatzungspolitik der israelischen Staatsführung; er „glaubt an eine ethische Praxis des Judentums, die die Befreiung der Palästinenser*innen miteinschließt“ (https://www.nd-aktuell.de/artikel/1191720.palaestina-israel-die-zersplitterte-oekumene.html); Autor u.a. von „Being Jewish After the Destruction of Gaza“ (New York 2025). „Im Februar 2025 wurde eine ganzseitige Anzeige in der New York Times veröffentlicht: ‚Trump hat die Ausweisung aller Palästinenser aus dem Gazastreifen gefordert. Jüdische Menschen sagen Nein zur ethnischen Säuberung!‘ Die öffentliche Erklärung war von mehr als 350 US-amerikanischen Rabbinern unterzeichnet sowie von jüdischen Künstlern, Schriftstellern und Aktivisten, darunter Peter Beinart, Rebecca Alpert, Judith Butler, Ilana Glazer, Naomi Klein, Tony Kushner und Joaquin Phoenix‘.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Beinart)

Bejarano ǀ Esther Bejarano (1924-2021, geb. Loewy) – Musikerin, Auschwitzüberlebende; Aktivistin gegen Krieg und Faschismus.

Ben-Elizier ǀ Josef Ben-Elizier (1929-2013) – Anwalt des Friedens; sein Werk „Meine Flucht nach Hause“ liegt als Übersetzung (Ingrid von Heiseler, 2015) vor.

Benjamin ǀ Walter Benjamin (1892-1940) – Philosoph; Antimilitarist und Kriegsgegner schon als junger Mann.

Bernstein ǀ Eduard Bernstein (1850-1932) – sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, friedensbewegte Publizistik; Opposition zum Kriegskurs der SPD-Parteispitze, USPD-Mitbegründer; wegen seines Standpunktes in der ‚Kriegsschuldfrage‘ Anfeindungen antipazifistischer Judenfeinde auch innerhalb der SPD.

Bloch ǀ Ernst Bloch (1885-1977) – Philosoph; schon vor 1914 scharfer Kritiker des preußisch-deutschen Militarismus und Imperialismus; bezog sich ausdrücklich auf die universelle Friedensbotschaft der Propheten Israels (W&F 2/1988).

Bloch ǀ Johann / Jan von Bloch (1836-1902) – „Eisenbahnmagnat“; Ende des 19. Jahrhunderts hervorgetreten als Verfasser eines mehrbändigen Pionierwerks der Friedensforschung wider den modernen Krieg (leider eine vergebliche Warnung) und Förderer des Pazifismus. [Neuedition seiner letzten Schrift über die „Folgen eines Krieges zwischen den Großmächten“ 2024 durch unsere Schalom-Bibliothek]

Boehm ǀ Omri Boehm (geb. 1979 Haifa) – Philosoph; von Nationalisten & Bellizisten attackiert, weil er (im Einklang mit bedeutsamen jüdischen Überlieferungslinien) als Ethiker einen „Radikalen Universalismus“ vertritt.

Borchardt ǀ Julian Borchardt (1868-1932), deutscher Kriegsgegner: 1914 Austritt aus der SPD; ab 1915 organisiert in der internationalistischen Linken; Schrift u.a.: „Vor und nach dem 4. August 1914. Hat die deutsche Sozialdemokratie abgedankt? (Berlin 1915).

Börne ǀ Ludwig Börne (1786-1837, geb. Juda Löb/Löw) – Journalist & Publizist: „Ich habe nicht den deutschen Patriotismus allein, ich habe auch den französischen und jeden andern verdammt, und ich habe ihn nicht für eine Narrheit erklärt, sondern für mehr, für eine Sünde“ (Menzel der Franzosenfresser, 1837).

Brasch ǀ Hermann Brasch (1894-1934) – Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG).

Brit Schalom ǀ Friedensbund in Palästina; widmete „sich ab 1925 und bis 1933 die Förderung einer jüdisch-arabischen Verständigung in einem angedachten binationalen Staat […] Mitbegründer von Brit Schalom waren Gershom Scholem, Martin Buber, Arthur Ruppin, Hugo Bergmann, Hans Kohn, Ernst Simon, Felix Weltsch, Robert Weltsch, Yehoshua Radler-Feldman Ha-Talmi, Chaim Margolis-Kalvaryski und Yaakov Yonathan Thon. Die Organisation vereinte damit ein Spektrum unterschiedlicher Meinungen und stand der Hebräischen Universität Jerusalem nahe“ (wikipedia.org).

Brod ǀ Max Brod (1884-1968) – Schriftsteller; Zionist, war ein „stets internationaler Humanist“ (Claus-Ekkehard Bärsch).

Buber ǀ Martin Buber (1878-1965) – Religionsphilosoph und Humanist von Weltrang, Mitglied im Brit-Shalom, früher Anwalt der Geschwisterlichkeit zwischen Juden und Arabern (reichhaltiges Schrifttum hierzu).

Butler ǀ Judith Butler (geb. 1956) – US-amerikanische Philosophin; Mitglied einer jüdischen Reformgemeinde; Beirat der „Jewish Voice for Peace“.

Capa ǀ Robert Capa (1913-1954) [Endre Ernö Friedmann] – Er ging als Pionier der Reportage-Fotografie der Frage nach Krieg und Frieden nach.

Chagall ǀ Marc Chagall (1887-1985). – „Französisch-russischer Maler jüdischer Herkunft … Das geschichtliche Drama von Krieg und Vernichtung deutet er als Katastrophe der Humanität, eine ‚weltweite Tragödie, die alle Menschen‘ trifft. Chagall vertritt einen universalen Humanismus, der keinen Unterschied der Nationen, Religionen und Kulturen kennt“ (Barbara Alms: jW, 21.12.2024).

Chlumberg ǀ Hans Bardach Edler von Chlumberg (1897-1930) – Dramatiker; ehemaliger Offizier im 1. Weltkrieg, veröffentlichte 1930 sein Anti-Kriegsdrama „Wunder von Verdun“.

Chomsky ǀ Avram Noam Chomsky (geb. 1928) – US-amerikanischer Philosoph, Sprachwissenschaftler, Publizist & politischer Antikriegs-Aktivist (in anarchistischer Tradition, freiheitlicher Sozialist); eine der weltweit am meisten bekannten Persönlichkeiten.

Cohen ǀ Hermann Cohen (1842-1918) – jüdischer Philosoph; Kants „Ewigem Frieden“ verpflichtet (im 1. Weltkrieg jedoch stattdessen „deutscher Patriot“).

Cohn ǀ Oskar Cohn (1869-1934) – Jurist, sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, vehemente Opposition zum Kriegskurs der SPD-Parteispitze (dann: USPD); ab den 1920er Jahren linkszionistisches Engagement.

Cronbach ǀ Abraham Cronbach (1882-1965) – US-amerikanischer Rabbiner; nach dem 1. Weltkrieg überzeugter Pazifist; ab 1924 vielfältige Bemühungen um eine besondere jüdische Friedensbewegung (weitere Weggefährten siehe: en.wikipedia.org).

Dessauer ǀ Friedrich Dessauer (1881-1963) – Physiker, Verleger (linkskatholisch-pazifistische Rhein-Main-Zeitung) und Zentrumspolitiker; stammte aus einer ursprünglich jüdischen Familie, wirkte u.a. für den Friedensbund deutscher Katholiken (FdK).

Deutscher ǀ Isaac Deutscher (1907-1967) – Essay u.a. zu jüdischer Identität und zum Nahost-Konflikt: „Der nichtjüdische Jude“ (zuerst englisch 1968, deutsch 2023).

Dienemann ǀ Max Dienemann (1875-1939) – Rabbiner: „Wie kommt man dazu, diesen Jammer der Menschheit [Krieg] mit Gott in Verbindung zu bringen? … Erfüllung der Religion, im Bewusstsein der Pflicht, die unsere Gottesebenbildlichkeit uns auferlegt, mit aller Kraft dafür zu sorgen, dass die Menschen nicht Gottes Namen schänden, indem sie Hass predigen, anstatt für Gerechtigkeit unter den Menschen und Völkern zu wirken“ (Gemeindeblatt der jüdischen Gemeinde zu Berlin, 07.07.1916).

Dohm ǀ Hedwig Dohm (1831-1919) – Schriftstellerin (Großmutter der Gattin von Thomas Mann); Plädoyer für den Pazifismus: „Der Mißbrauch des Todes“ (1917).

Einstein ǀ Albert Einstein (1879-1955) – weltweit einer der bekanntesten Fürsprecher des Friedens, dessen Einsichten (nach der Atombombe muss der homo sapiens den Krieg verlernen, oder er scheitert im Abgrund) von der herrschenden Politik aufgrund intellektueller Defizite oder sonstiger Eintrübungen nicht verstanden wird.

Einstein ǀ Elsa Einstein (1876-1936) – Pazifistin.

Eisner ǀ Kurt Eisner (1867-1919, ermordet) – Pazifist, Mitbegründer der USPD, Revolutionär und 1. Ministerpräsident des (von ihm ausgerufenen) Freistaates Bayern; seiner Ermordung ging die Hetze antipazifistische Judenfeinde (auch in der SPD) voraus. [Friedensschriften neu ediert 2025 durch unsere Schalom-Bibliothek: drei Bände]

Engelhardt ǀ Paulus Engelhardt OP (1921-2014) – Dominikaner, Philosoph; bedeutsamer Vertreter der katholischen Friedensbewegung pax christi; er „musste als knapp 18-Jähriger mit anderen ‚Halbjuden, jüdisch Versippten …‘ in der ‚Organisation Todt‘ kämpfen“ (FR, 04.02.2019).

Fabian ǀ Walter Fabian (1902-1992) – Politiker, Journalist, Widerstandskämpfer, ab 1924 Mitglied der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG); Literatur ǀ Jörg Wollenberg: „Ungebrochen – Lebensgeschichte des Sozialisten, Pazifisten und Juden Walter Fabian“. In: Spurensuche. Zeitschrift für Geschichte der Erwachsenenbildung und Wissenschaftspopularisierung 8. Jg. (1997) Nr. 1-2, S. 75-90.

Falk ǀ Alfred Falk, geb. Cohn (1896-1951) – friedensbewegt; als Leiter der Republikanischen Beschwerdestelle bei Machtübernahme der deutschen Faschisten besonders gefährdet.

Fechenbach ǀ Felix Fechenbach (1894-1933, von der SA ermordet) – jüdischer Sozialist & Pazifist; nach der Bayerischen Revolution 1918 Sekretär von Kurt Eisner.

Feldman ǀ Debora Feldman (geb. 1986 New York) – Schriftstellerin; formulierte zu ihrer Ethik: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur eine einzige legitime Lehre des Holocaust gibt, und das ist die absolute, bedingungslose Verteidigung der Menschenrechte für alle“ (ZDF, 01.11.2023).

Fernau ǀ Hermann Fernau (1884-1935, Geb.-Name: Latt) – Rechtsanwalt, Schriftsteller & Journalist; entstammte einer Breslauer jüdischen Familie; 1917 „exponierte sich Fernau als überzeugter Pazifist und Radikaldemokrat“; Veröffentlichungen zur Kriegsschuld Deutschlands (Lit. H. Donat / K. Holl, Hg.: Hermes Handlexikon. Die Friedensbewegung. 1983, S. 113-114); 2014 erschien im Donat-Verlag sein Tagebuch u.d.T. „Paris 1914“.

Feuchtwanger ǀ Lion Feuchtwanger (1884-1958) – Schriftsteller; kosmopolitischer Kriegsgegner.

Frank ǀ Bruno Sebald Frank (1887-1945) – Schriftsteller; meldet sich „trotz pazifistischer Gesinnung“ 1914 freiwillig als Kriegsdolmetscher; seinen Gedichten 1914-1916 wird immerhin bescheinigt, nicht kriegsverherrlichend zu sein und der Friedenssehnsucht Raum zu geben (wikimedia.org). [Provisorischer Eintrag für weitere Recherche!]

Frank ǀ Leonhard Frank (1882-1961) – Schriftsteller (evangelisch!); Antikriegsaufruf „Der Mensch ist gut“ (1917), „einer der bedeutendsten sozialkritischen und pazifistischen Erzähler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (wikipedia.org); in München Anfang 1919 Kontakte zu Erich Mühsam und Gustav Landauer.

Freud ǀ Sigmund Freud (1856-1939) – Begründer der Psychoanalyse; Unterzeichner des „Manifestes gegen die Wehrpflicht“ (1926) und der Erklärung „Gegen die Wehrpflicht und die militärische Ausbildung der Jugend“ (1930).

Freudenberger ǀ Felix Freudenberger (1874–1927) – „Sozialdemokratischer Bürgermeister & Pazifist“ (https://doi.org/10.1515/9783111548579.269).

Freymuth ǀ Arnold Freymuth (1872-1933) – Sozialdemokrat, im 1. Weltkrieg zum Pazifisten gewandelt.

Fried ǀ Alfred Herrmann Fried (1864-1921) – Weggefährte Bertha v. Suttners, Mitbegründer der Deutschen Friedensgesellschaft, Friedensnobelpreis 1911. [Eine Neuedition von 2024 mit Bibliographie auf: nrw.dfg-vk.de/veroeffentlichungen/]

Fried ǀ Erich Fried (1921-1988) – Lyriker, Übersetzer, Essayist; antiautoritärer Linker & geistig-kultureller Friedensarbeiter.

Friedlaender ǀ Ernst Friedlaender (1895-1973) – Publizist; Schriften: „Frieden und Abendland“ (Vaduz 1940), „Das Wesen des Friedens“ (1945). [Provisorischer Eintrag für weitere Recherche!]

Friedmann ǀ Rudolf Friedmann (1891-1945, Tod im KZ Buchenwald) – Jurist, Schriftsteller, Journalist; Übersetzung „Das gewappnete Deutschland“ (Reden des englischen Kriegsministers 1916); veröffentlichte u.a. in Ossietzkys „Weltbühne“. [Provisorischer Eintrag für weitere Recherche!]

Fromm ǀ Erich Fromm (1900-1980) – Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe; sozialistischer Humanist; der destruktiven Zivilisationsrichtung (Krieg …) stellt dieser Enkel eines Rabbiners die „Biophilie“ (Liebe zum Leben, Förderung alles Lebendigen) entgegen: die wohl bedeutsamste Wegweisung für einen neuen Pazifismus im dritten Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung.

Ginsburg ǀ Achad Ha-Am (1856-1927) [Geburtsname Ascher Ginsburg] – zionistischer Kriegsgegner; mahnte an den jüdischen „Vorrang in der Welt der Sittlichkeit“ gemäß Erbe der Propheten.

Goldman ǀ Emma Goldman (1869-1940, geb. im Russischen Kaiserreich) – US-amerikanische Anarchistin, Antimilitaristin und Friedensaktivistin – beeinflusst u.a. vom Werk Leo Tolstois; Vertreterin auf der ‚War Resister’s International‘-Konferenz 1925; Revolutionskritik: die Mittel müssen mit den Zielen in Einklang stehen.

Goldscheid ǀ Rudolf Goldscheid (1870-1931) – Pionier der Soziologie im deutschsprachigen Raum; pazifistischer Sozialist; seit 1922 Herausgeber der ‚Friedenswarte‘; weit vorausschauende Überlegungen zu menschlicher Evolution und Friedenserfordernis. [Friedensschriften neu ediert 2024 durch unsere Schalom-Bibliothek]

Goldschmidt ǀ Dr. rer.pol. Alfons Goldschmidt (1879-1940) – Wirtschaftswissenschaftler, Hochschullehrer, linker Journalist (bis 1919: Die Schaubühne, Die Republik, Die Rätezeitung); bis 1915 kurze Zeit Soldat; schon 1905 eine Dissertation „Leo Tolstois soziales Problem“. [Provisorischer Recherche-Eintrag; Bibliographie: lexikon-westfaelischer-autorinnen-und-autoren.de]. 1927 als Mitglied der ‚Gruppe revolutionärer Pazifisten‘ aufgeführt.

Goldstein ǀ Julius Goldstein (1873-1929) – Soziologe & Philosoph; Herausgeber der jüdischen Zweimonatszeitschrift „Der Morgen“; nach dem 1. Weltkrieg Pazifist (u.a. „Die Schule im Dienste der Volksversöhnung und der Völkerverständigung“, 1929).

Gordon ǀ Aaron David Gordon (1856-1922) – Zionist & Pazifist: „Unsere Haltung ihnen [den Arabern] gegenüber muss von Menschlichkeit geprägt sein, von moralischem Mut, der sich auf der höchsten Ebene hält, auch wenn das Verhalten der anderen Seite durchaus nicht ideal erscheint. Ihre Feindschaft ist umso mehr ein Grund für unsere Humanität“ (zit. Wikipedia.org).

Gradnauer ǀ Georg Gradnauer (1866-1946) – Sozialdemokrat; früher Anwalt der verfolgten Armenier; als M.d.R stützte er im 1. Weltkrieg jedoch den staatstreuen Militärkurs der SPD-Spitze.

Grelling ǀ Richard Grelling (1853-1929) – Prominenter Pazifist, „jüdischer Rechtsanwalt & Mitgründer der Deutschen Friedensgesellschaft“ (https://mathematik.de); Publizist, Verfasser der anonymen Antikriegsschrift „J’accuse! Von einem Deutschen.“ (1915). – Sein Sohn, der Mathematiker Kurt Grelling, wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Grossmann ǀ Kurt Richard Grossmann (1897-1972) – Generalsekretär der Deutschen Liga für Menschenrechte.

Großmann ǀ Rudolf Großmann, (1882-1942), Pseudonym Pierre Ramus; bedeutender österreichischer Anarchist und Pazifist; nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland 1938 Flucht ins Exil. Werke u.a.: „Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus“ (1920); „Friedenskrieger im Hinterland“ (Roman 1924).

Grumbach ǀ Salomon Grumbach (1884-1952) – Politiker & Journalist; profilierter Kritiker der aggressiven Kriegspolitik Deutschlands, ab 1918 französische Staatsangehörigkeit.

Grünbaum ǀ Fritz Grünbaum (1880-1941, ermordet im KZ Dachau) – Kabarettist, Autor, Regisseur; im 1. Weltkrieg zunächst als Freiwilliger Soldat, ab 1916 Hinwendung zum Pazifismus.

Güdemann ǀ Moritz Güdemann (1835-1918) – Oberrabbiner in Wien; vertrat die Auffassung, „dass die moderne Betonung des Nationalen dem Geiste der Thora, der Propheten und Psalmen“ widerstrebt (Stimmen der Zeit Jg. 2024, S 261-272). Ein Judentum „mit Kanonen und Bajonetten würde die Rolle Davids mit der Goliaths vertauschen und eine Travestie seiner selbst sein“ (Nationaljudenthum, Wien 1897). – Ein veröffentlichter Vortrag „Der jetzige Weltkrieg und die Bibel“ (Januar 1915) beginnt verheißungsvoll („Nichts wird in der Bibel als so erstrebenswert hingestellt, kein Gut wird mit so warmen, eindringlichen Worten als der Güter höchstes gepriesen, wie der Friede“), mündet aber alsbald in Kriegstheologie.

Gumbel ǀ Abraham ( geb. 21.10.1852 Stein am Kocher; gest. 25.12.1930 Heilbronn) „Bankier und Publizist; A. Gumbel, der unter dem Pseudonym ‚Emel‘ schrieb, war Onkel von →E. J. Gumbel … Er galt neben →R. Grelling in der Friedensbewegung als einer der Spezialisten auf dem Gebet der Kriegsschuldfrage“ (H. Donat / K. Holl, Hg.: Hermes Handlexikon. Die Friedensbewegung. 1983, S. 167-168).

Gumbel ǀ Emil Julius Gumbel (1891-1966) – Mathematiker, politischer Publizist, Pazifist und Kämpfer gegen die deutschen Faschisten (u.a. ein frühes Standardwerk über die politischen Morde an Pazifisten und Linken während der Weimarer Republik).

Haase ǀ Hugo Haase (1863-1919, Tod infolge eines Attentats) – Sozialist; M.d.R (zunächst SPD), USPD-Mitbegründer, führender Kriegsgegner.

Hallgarten ǀ Constanze Hallgarten (1881-1969) – friedensbewegte Frauenrechtlerin.

Halper ǀ Jeff Halper (geb. 1946) – US-amerikanisch-israelischer Friedensaktivist, Professor für Anthropologie an den Universitäten von Haifa & Beerscheba; 1997 Mitbegründer des Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD); einer der Hauptorganisatoren der Initiative Free Gaza, Mitglied des Gründungskomitees des Russell-Tribunals zu Palästina. 2006 wurde er vom American Friends Service Committee für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen (nach: wikipedia.org).

Harden ǀ Maximilian Harden (1861-1927) – Publizist; „im Ersten Weltkrieg trat Harden anfangs für einen Siegfrieden ein. Allmählich relativierte er seine Position jedoch und wurde immer mehr zu einem Kritiker der Kriegspolitik. 1918 wurde ihm für seine Essay-Sammlung ‚Krieg und Frieden‘ der Strindberg-Preis verliehen. Im Verlauf der Revolution nach 1918 bezog Harden sozialistische Positionen. … Als man sich in Deutschland gegen die Friedensbedingungen des Versailler Vertrags empörte, gehörte Harden zu den wenigen, die diesen befürworteten, weil er von der Kriegsschuld Deutschlands überzeugt war“ (wikipedia.org).

Hecht ǀ Otto Hecht (1900-1973) – Seine Biographie ist 2005 im Donat-Verlag erschienen (Horst Kalthoff: „Ich war Demokrat und Pazifist“ …).

Hefets ǀ Iris Hefets (geb. in Israel). – Im Vorstand der →‚Jüdischen Stimme‘. „Sie redigierte das ‚Kedma‘ Portal, eine Bühne für Misrachi-Diskurs auf Hebräisch. 2002 hat sie Israel aus politischen Gründen verlassen und lebt seitdem in Berlin, wo sie als Psychoanalytikerin in Neukölln arbeitet“ (www.juedische-stimme.de/board; dort alle gegenwärtigen Vorstandsmitglieder: Stand 16.04.2025).

Heilberg ǀ Adolf Heilberg (1858-1936) – Mitbegründer der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG).

Heine ǀ Heinrich Heine (1797-1856) – Dichter; formulierte 1834 prophetisch über Deutschland: „Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner. Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn Ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte gekracht hat, so wißt, der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht. Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die Löwen in der fernsten Wüste Afrikas werden die Schwänze einkneifen und sich in ihren königlichen Höhlen verkriechen. Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte. Jetzt ist es freilich ziemlich still; und gebärdet sich auch dort der eine oder der andre etwas lebhaft, so glaubt nur nicht, diese würden einst als wirkliche Akteure auftreten. Es sind nur die kleinen Hunde, die in der leeren Arena herumlaufen und einander anbellen und beißen, ehe die Stunde er scheint, wo dort die Schar der Gladiatoren anlangt, die auf Tod und Leben kämpfen sollen. – Und die Stunde wird kommen. Wie auf den Stufen eines Amphitheaters werden die Völker sich um Deutschland herumgruppieren, um das große Kampfspiel zu betrachten.“ [Heinrich Heine: Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. Zuerst in: „Revue des deux Mondes“, „De LʼAllemagne depuis Luther“ (Première Partie: März, Deu xième Partie: November, Troisième Partie: Dezember 1834). In: Der Salon Bd. II (1835).]

Heinemann ǀ Isaak Heinemann (1876-1957) – Historiker & Philosoph; vertrat einen jüdischen Friedensstandort (Antimilitarismus, Antiimperialismus); Werk u.a. „Der Völkerbund im Lichte des Judentums“ (1919).

Hertz ǀ Frederick (Friedrich) Hertz (1878-1964) – Österreichisch-britischer Soziologe, Nationalökonom & Kulturhistoriker. „Das NS-Regime polemisierte gegen Hertz als ‚Jude, Freimaurer und Pazifist‘, letzteres wegen seiner für Ausgleich und Gleichberechtigung plädierenden Veröffentlichungen über ‚Rassen‘ und Minderheiten, die Frederick Hertz zu einem Vorläufer der modernen Friedensforschung machen“ (wikipedia.org).

Herzfeld ǀ Joseph Herzfeld (1853-1939) – Sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, Opposition zum Kriegskurs 1914-1918 der SPD-Parteispitze.

Hess ǀ Moses Hess (1812-1875) – Kommunist & Zionist; 2012 ehrte eine Internationale Konferenz in Jerusalem ihn „als einen hellsichtigen Warner vor Antisemitismus, Militarismus und Chauvinismus“ (nd-aktuell.de, 31.03.2012). Werke: „Jüdische Schriften“ (Berlin 1905).

Hilferding ǀ Rudolf Hilferding (1877-1941, ermordet in Paris) – Mediziner, Ökonom, Politiker, Publizist; deutsch-österreichischer Marxist; im 1. Weltkrieg Feldarzt der österreichischen Armee, ab 1917 Mitglied der Antikriegspartei USPD.

Hiller ǀ Kurt Hiller (1885-1972) – Schriftsteller, Mitglied im linken Flügel der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) & Aktivist der Schwulenbewegung; 1919 Mitbegründer des ‚Bundes der Kriegsdienstgegner‘ (BdK); 1926 Gründer der ‚Gruppe revolutionärer Pazifisten‘.

Hirsch ǀ Max Hirsch (1832-1905) – liberaler Sozialpolitiker & Publizist; wirkte in der deutschen Gruppe der Interparlamentarischen Friedenskonferenz und 1898–1900 als Vorsitzender der Deutschen Friedensgesellschaft.

Hirschberg ǀ Max Hirschberg (1883-1964) – Rechtsanwalt, Antifaschist; verteidigte in den 1920er Jahren politisch verfolgte Kriegsgegner wie den Eisner-Sekretär Felix Fechenbach (Weitergabe von ‚Kriegsschuld-Dokumenten‘) und den Sozialdemokraten Martin Gruber (Aufklärer wider die Dolchstoßlegende).

Hirschfeld ǀ Magnus Hirschfeld (1868-1935) – Sexualforscher, Pazifist.

Hofshi ǀ Natan Hofshi (1889-1980) – Zionist; Anwalt der Gewaltfreiheit und universellen Geschwisterlichkeit. (Aufsatz hier: https://friedenstheologie.de/natan-hofshi/ )

Höxter ǀ John Höxter (1884-1938) – Maler & Schriftsteller; wird für das Jahr 1914 als Kriegsgegner genannt (Jüdische Allgemeine, 02.01.2017).

Hurwicz ǀ Elias Hurwicz (1884-1973) – Rechtswissenschaftler, Soziologe, Publizist; Übersetzer u.a. von Tolstois „Volkserzählungen“ wider die Gewalt; in der späten Weimarer Zeit Kritiker des kriegsverherrlichenden Ernst Jünger und der militaristischen Kräfte (Stahlhelm).

Israel ǀ Wilfrid Berthold Jacob Israel (1899-1943) – Geschäftsmann, Philanthrop, Retter von deutschen Juden; er hat 1925 in Indien das Haus Mahatmas Gandhi aufgesucht und 1931 den Kontakt zwischen Gandhi und Albert Einstein vermittelt.

Jacob Salomon ǀ Berthold Jacob Salomon (1898-1944, Tod nach Gestapo-Haft) – Journalist (Berliner Volkszeitung, Das andere Deutschland, Warte für Menschenrechte, Die Weltbühne, eigene Presseagentur ‚Zeit-Notizen‘); 1917 zunächst Kriegsfreiwilliger, dann radikaler Pazifist; befreundet mit Carl von Ossietzky; Mitgliedschaften: Friedensbund der Kriegsteilnehmer, Deutsche Liga für Menschenrechte, Deutsche Friedensgesellschaft; 1931 Wechsel von der schon sehr militäraffinen SPD zur linkssozialistischen SAPD (pazifistische Mitbegründer); Jakob war in der Weimarer Republik führend im investigativen Journalismus zur Aufdeckung der heimlichen Aufrüstung (‚Schwarze Reichswehr‘) und wurde deshalb 1928 wie Fritz Küster (Das andere Deutschland) „wegen Landesverrats“ zu neun Monaten Festungshaft verurteilt. Nach seiner Emigration brachte ihm die Verfolgung durch NS-Agenten im Ausland (ab 1935) schließlich den Tod.

Jacobsohn ǀ Siegfried Jacobsohn (1881-1926) – Begründete 1905 der „Schaubühne“, die ab 1918 u.d.T. „Weltbühne“ ein bedeutsames Forum für die pazifistische Linke wurde.

Jacoby ǀ Johann Jacoby (1805-1877) – Mediziner; Radikaldemokrat, Königsberger Friedensgesellschaft (1850), ab 1867 Mitglied der „Internationalen Friedens- und Freiheitsliga“; frühes Europa-Ideal und Kritik des militaristischen Preußen.

Jaffé ǀ Edgar Jaffé (1866-1921) – Nationalökonom, Politiker (USPD), Kriegsgegner; unter Kurt Eisner bayerischer Finanzminister.

Jaldati ǀ Lin Jaldati [Rebekka Brilleslijper] (1912-1988, gest. in Ost-Berlin) – Niederländischer Sängerin, Schauspielerin & Tänzerin; Kommunistin; KZ-Überlebende; bis zur eigenen Verhaftung 1944 arbeitete sie im Widerstand (Rettungsnetzwerke) gegen die deutschen Besatzer; Teilnahme am Weltfriedenskongress Paris 1949; der Erlös einer ihrer Schallplatten kam der Westdeutschen Frauenfriedensbewegung zugute.

Jerusalem ǀ Wilhelm Jerusalem (1854-1923) – Lehrerlaubnis als Rabbiner; österreichischer Soziologe, Philosoph & Pädagoge (AG sozialistischer Erzieher); Schriften u.a.: „Kants Bedeutung für die Gegenwart“ (1904), „Der Krieg im Lichte des Gesellschaftslehre“ (1915), Beitrag in „Friedenspflichten des Einzelnen“ (Gotha 1917), „Moralische Richtlinien nach dem Kriege“ (1918).

Jonas ǀ Hans Jonas (1903-1993); geboren „in Mönchengladbach als Sohn des jüdischen Textilfabrikanten Gustav Jonas und dessen Frau Rosa geboren, der Tochter des Krefelder Oberrabbiners Jakob Horowitz“ (wikipedia.org); deutsch-amerikanischer Philosoph, zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1987). – Mit Blick auf einen „zivilisatorischen Pazifismus“ im 3. Jahrtausend der vorherrschenden Zeitrechnung kann sein grundlegendes Werk „Das Prinzip Verantwortung“ (1979) nicht übergangen werden; darin heißt es u.a.: Selbst „ zur Rettung seiner Nation darf der Staatsmann kein Mittel verwenden, das die Menschheit vernichten kann. Und nun handelt es sich bei den möglichen Werken der Technologie um manche, die kumulativ eben diesen globalen Umfang und Tiefgang haben, nämlich entweder die ganze Existenz oder das ganze Wesen des Menschen in der Zukunft gefährden zu können. […] Kein Einverständnis zu ihrem Nichtsein oder Entmenschtsein ist von der Menschheit der Zukunft erhältlich […]. Über das individuelle Recht zum Selbstmord läßt sich reden, über das Recht der Menschheit zum Selbstmord nicht“ (Ausgabe: suhrkamp 2003, S. 80).

Jüdische Stimme ǀ „Unsere Vereinigung mit dem Namen ‚Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – EJJP Deutschland e. V.‘ … wurde im Jahre 2003 in Berlin ins Leben gerufen und im Jahre 2007 in einen gemeinnützigen Verein überführt“ (www.juedische-stimme.de); übernational vernetzt mit anlogen Gruppen in anderen Ländern.

Jüdisch-pazifistische Juristen am Landgericht Hanau ǀ Literatur: Luise Glaser Lotz, „Verfolgt als Juden Pazifisten und Demokraten“. Der frühere Hanauer Richter Gerhard Lüdecke erforscht das Schicksal jüdischer Juristen nach 1933. In: FAZ-online, 12.08.2018.

Kahn ǀ Albert Kahn (18-1940) – Französischer Bankdirektor (Milliardär); ermöglichte ausgehend von seiner pazifistischen Überzeugung das dokumentarische Fotounternehmen „Archive des Planeten, 1909-1931“ als Kulturbeitrag für eine friedlichere Welt.

Kalisch ǀ Arnold Kalisch (1882-1956) – „Friedenswarte“-Herausgeber.

Kantorowicz ǀ Hermann Ulrich Kantorowicz (1877-1940) – Rechtswissenschaftler; sein bahnbrechendes Gutachten für die Parlamentarischen Untersuchungsausschuss bescheinigte 1923 der deutschen Seite eine gravierende Verantwortung für den 1. Weltkrieg (erst 1967 veröffentlicht); aufgrund seines Friedensengagements bei der Machtübernahme der Nazis besonders gefährdet.

Kleemann ǀ Wilhelm Kleemann (1869-1969) – Bankier; Jüdische Gemeinde Berlin, Mitbegründer des Jüdische Friedensbundes während der Weimarer Republik.

Klötzel ǀ Cheskel Zwi Klötzel (1891-1951) – Journalist & Buchautor, Zionist; Soldat im 1. Weltkrieg; vgl. sein beeindruckendes Friedensvotum: „Kriegsende“. In: Neue jüdische Monatshefte, IV. Jg., Heft 7-8 (10./25. Jan.1920), S. 141-145. [Nachzulesen im „Lesesaal“ dieses Portals.]

Kobler ǀ Hans Kobler (1882-1965) – Jurist & Schriftsteller, profilierter Pazifist (Essay zu Kants ‚Ewigem Frieden‘ 1917, Hg. IdK-Sammelband ‚Gewalt und Gewaltlosigkeit‘ 1928).

Koestler ǀ Arthur Koestler (1905-1983) – Schriftsteller; zahlreiche biographische Brüche und Wandlungen (u.a. Zionismus, Kommunismus, Antistalinismus, Hinwendung zur Parapsychologie); Überlegungen zu einer evolutiven Kritik des Krieges enthält sein Werk „Janus – Der Mensch. Irrläufer der Evolution“ (1978), demzufolge der homo sapiens seine Pathologie unter Beweis stellt durch „die ständige Bereitschaft des Menschen, gegen seine eigenen Artgenossen Krieg zu führen. Einzig der Mensch … töte Angehörige seiner eigenen Art, sowohl individuell als auch kollektiv, aus Motiven, die von sexueller Eifersucht bis zum metaphysischen Dogmen-Streit reichten“ (wikipedia.org).

Kohn ǀ Elisabeth Kohn (geb. 1902 München; 1941 von den deutschen Faschisten in Litauen ermordet) – Anwältin (Berufsverbot im NS-Staat); Sozialdemokratin, Gewerkschafterin und engagiert in der pazifistischen ‚Deutschen Liga für Menschenrechte‘; half im Zusammenhang mit einer Zionistischen Ortsgruppe anderen bei der Auswanderung nach Palästina.

Kohn ǀ Hans Kohn (1891-1971) – Historiker, pazifistischer Zionist und seit 1921 Mitglied der „War Resistersʼ International“ (WRI), schrieb 1928 einen Essay „Judentum und Gewalt“ (Palästina, später USA).

Kraus ǀ Karl Kraus (1874-1936) – Schriftsteller, Satiriker und vieles mehr auf dem Feld des Wortes; einer der erschütterndsten Ankläger des Krieges im ganzen deutschen Sprachraum; Hauptwerke u.a.: ‚Die letzten Tage der Menschheit‘ (satirisches Drama 1918), Zeitschrift ‚Die Fackel‘ (1899-1936).

Kronheim ǀ Dr. Hans Kronheim (geb. 1860?) – Rabbiner; überlieferte Friedenspredigt Bielefeld 1929 (Nachlass-Hinweis: portal.ehri-project.eu).

Krull ǀ Germaine Krull (1897-1985) – Fotografin; stand 1918/19 in Kontakt mit Kriegsgegnern in München; ein Eintrag auf: jewiki.net/wiki.

Kuczynski ǀ Robert René Kuczynski (1876-1947) – Ökonom; Sohn eines Bankiers & KPD-Wähler; auch aufgrund seines Friedensengagements bei der Machtübernahme der Nazis besonders gefährdet.

Lachmann ǀ Hedwig Lachmann (1865-1918), „erstes von sechs Kindern des jüdischen Kantors, Musikforschers und Religionslehrers Isaak Lachmann und seiner Ehefrau Wilhelmine, geb. Wohlgemuth“ (zeno.org); Pädagogin, Dichterin und Übersetzerin; 1903 Eheschließung mit →Gustav Landauer, dem sie zuerst Anfang 1899 begegnet war; Kritikerin des Programms „Krieg“: „Begrabt die Männer, dass nicht das Getöse / Des Schlachtgemenges länger sie umschallt, / Und dass vom Todeskrampf, der sie umkrallt, / Die Erde ihre starren Glieder löse“ (Gedicht „Marcia Funebre“).

Lamm ǀ Fritz Lamm (1911-1977; aus jüdischer Familie, Atheist) – Sozialist, Pazifist, engagiert in Gewerkschaft & Naturfreundejugend; 1931 wurde er wegen seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) aufgrund des antipazifistischen Parteikurses aus der SPD ausgeschlossen; danach trat er – wie andere Pazifisten – als Gründungsmitglied der linkssozialistischen SAPD bei [prominentes SAPD-Mitglied ab 1931: Willy Brandt]; 1933 emigrierte er als NS-Verfolgter.

Landauer ǀ Gustav Landauer (1870-1919, bestialisch von deutscher Soldateska ermordet) – Schriftsteller & sozialistischer Anarchist, Pazifist, Revolutionär an der Seite Kurt Eisners; Freund Martin Bubers; Bekenntnis zur Gewaltfreiheit: „Wer tötet, der geht in den Tod. Die das Leben schaffen wollen, müssen Neulebendige und von innen her Wiedergeborene sein“ (Anarchische Gedanken über Anarchismus, 1901). [Band der Schalom-Bibliothek in Vorbereitung]

Langer ǀ Felicia-Amalia Langer, Geburtsname: Weit (1930-2018); deutsch-israelische Rechtsanwältin, Menschenrechtsaktivistin und Militärkritikerin. Trägerin u.a. des „Bundesverdienstkreuzes“ (2009) und des „Palästinensischen Ordens für besondere Verdienste“ (2012).

Laserstein ǀ Botho Laserstein (1900-1955) – Jurist; Publikationen: „Schriften zum ewigen Frieden“ (Hg., 1920); „Das Judentum ist der Friede!“ (1926).

Lasker ǀ Eduard Lasker (1829-1884) – Reichstagsabgeordneter; trat 1880 u.a. wegen Differenzen zu der besonders militärfreundlichen Politik des rechten Flügels (Zustimmung zur siebenjährigen Bewilligung des Kriegshaushaltes) aus der nationalliberalen Partei aus.

Lasker-Schüler ǀ Else Lasker-Schüler (geb. 1869 Wuppertal-Elberfeld, gest. 1945 Jerusalem) – Dichterin von Weltrang; Aberkennung der Staatsbürgerschaft durch NS-Deutschland; 1939 Emigration nach Palästina: „Indem sie sich auf die gemeinsamen Wurzeln bezog, griff sie Elemente verschiedener Religionen auf, um bereits in der Weimarer Republik für eine Versöhnung von Christen, Juden und Arabern zu werben. Damit aber gehörte Else Lasker-Schüler später in Palästina politisch zu einer Minderheit. Sie unterstützte den ‚Brit Schalom‘ (Friedensbund) und dessen Nachfolgerin ‚Ichud‘ (Vereinigung). Beide Organisationen machten die Beziehung zur arabischen Bevölkerung Palästinas zum Zentrum ihres politischen Denkens“ (wikipedia.org, Abruf 17.04.2025).

Leibowitz ǀ Jeschajahu Leibowitz (1903-1994) – Naturwissenschaftler, Mediziner, Religionsphilosoph (orthodoxer Jude, als Zionist seit 1934 in Israel); seine äußerst scharfe – religiöse wie humanistische – Kritik israelischer Erscheinungen wird auf Wikipedia.org (Abruf Oktober 2024) u.a. so referiert: „Leibowitz erkannte in der Ausbreitung einer neuen, messianischen Ideologie unter den jüdischen Israelis ein Grundproblem: Nationalistische, religiöse Juden, die der Idee eines Großisrael anhingen und Araber nicht als gleichwertige Menschen betrachteten, würden auch in Zukunft einen dauerhaften Frieden verhindern. Er urteilte unmissverständlich und nannte diese Nationalisten ‚Judeo-Nazis‘ [sic!]. […] Die Idee, der Staat Israel, das Land oder die Armee seien ‚heilig‘, wurde von ihm zurückgewiesen. […] Israel müsse sich ‚von diesem Fluch befreien, ein anderes Volk zu beherrschen‘, sagte er und argumentierte, dass eine anhaltende israelische Gewaltherrschaft über die Palästinenser ‚eine Katastrophe für das jüdische Volk als Ganzes herbeiführen‘ würde. […] Leibowitz hielt der israelischen Gesellschaft immer wieder das Zitat von Franz Grillparzer vor ‚Es führt ein Weg von der Humanität durch die Nationalität in die Bestialität‘.“ Leibowitz erhielt trotz seines kritischen Standortes – auch noch ein Jahr vor seinem Tod – Vortragseinladungen aus der israelischen Armee.

Lemkin ǀ Raphael Lemkin (1900-1959) – Jurist, Friedensforscher und – auf seinem Weg zuerst aufgewühlt durch das Schicksal der Armenier – herausragender Pionier des internationalen Rechts wider ‚Genozid‘ (den Begriff prägte er).

Lerch ǀ Sarah Sonja Rabinowitsch Lerch (1882-1918) – Sozialistin und Friedensaktivistin (u.a. Münchener Munitionsarbeiterstreik Januar 1918, Kurt Eisner verbunden).

Lessing ǀ Theodor Lessing (1872-1933, von den deutschen Faschisten als Emigrant in der Tschechoslowakei ermordet) – Philosoph und Publizist; bekannter Kriegsgegner.

Levi ǀ Paul Levi (1883-1930) – Linkssozialist, bekämpfte den staatshörigen Kriegskurs der SPD-Führung nach 1914.

Lewinstein ǀ Georg Friedrich Nicolai (1864-1974), geb. Lewinstein – Mediziner, trotz Repressionen des deutschen Staates und Militärs unbeugsamer Pazifist (dann jedoch schon 1922 Emigration nach Südamerika), Verfasser des bahnbrechenden (anthropologischen) Grundlagenwerkes „Biologie des Krieges“ (entstanden ab 1915, Erstauflage 1917 Schweiz), dessen ‚Aktualität‘ (Wie endet der homo sapiens?) heute dringend aufgedeckt werden müsste.

Loewenthal ǀ Eduard Loewenthal (1836-1917) – Pionier der Friedensbewegung im 19. Jahrhundert [Friedensschriften neu ediert 2024 durch unsere Schalom-Bibliothek].

Löwenfeld ǀ Raphael Löwenfeld (1854-1910) – Übersetzer grundlegender Friedensschriften von Leo N. Tolstoi (mit affirmativen Geleittexten); nach einer Veröffentlichung des Jahres 1893 maßgeblicher Mitbegründer des „Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“. [Vgl. auch: www.tolstoi-friedensbibliothek.de]

Löwenstein ǀ Kurt Löwenstein (1885-1939) – Pädagoge, Reichstagsabgeordneter ab 1920; als Kriegskritiker 1914 Meldung zum Roten Kreuz und später Beitritt zur sozialdemokratischen Minderheitspartei USPD (Kriegsgegner); nach NS-Repression 1933 emigriert.

Lukács ǀ Georg Lukács (1885-1971) – Philosoph; im 1. Weltkrieg Kriegsdienstgegner.

Luxemburg ǀ Rosa Luxemburg (1871-1919, ermordet vom deutschen Militär, das der SPD-Mann Gustav Noske ‚beaufsichtigte‘) – führende internationalistische Antimilitaristin in Deutschland, Widerstand gegen den SPD-Staats- und Kriegskurs im Deutschen Kaiserreich.

Magnes ǀ Judah Leon Magnes (1877-1949) – US-amerikanischer Rabbiner (Reformrichtung), Zionist & Pazifist; ab 1925 Kanzler der Hebräischen Universität in Jerusalem (der →Brit Shalom verbunden).

Melzer ǀ Abraham Melzer (geb. 05.02.1945) – Verleger und Buchautor, jüdischer ‚Antizionist‘ (Selbstbeschreibung); Herausgeber u.a. einer verbreiteten Ausgabe von Martin Bubers friedensbewegten „Politischen Schriften“ (Frankfurt a.M. 2010).

Mendel ǀ Menachem Mendel – Literarische Gestalt im Werk von Scholem Aleichem; vgl. Sch. Gorelik: ‚Menachem Mendel, der Pazifist‘. In: Neue jüdische Monatshefte1918-1919, Heft 17 vom 10.06.1919, S. 370-374 (sammlungen.ub.uni-frankfurt.de).

Mendelssohn Bartholdy ǀ Prof. Albrecht Mendelssohn Bartholdy (1874-1936) – Musiker, Rechts- und Politikwissenschaftler & Pazifist (aber Votum für eine Revision des Versailler Vertrags); Richter am Haager Schiedsgericht (1925), Vertreter beim Völkerbund (ab 1931), Förderer internationaler religiöser Versöhnungsarbeit; Schriften u.a.: Bürgertugenden in Krieg und Frieden (1917), Der Völkerbund (1918), Vom Völkerbund und der öffentlichen Meinung (1923). Sofortige Repressionen in NS-Deutschland (d.h. Kaltstellung auf allen Arbeitsfeldern), Emigration 1934.

Milgrom ǀ Jeremy Milgrom (geb. 1953 USA, seit 1968 Israel) – Rabbiner; Mitbegründer der „Rabbis for Human Rights“ (1988) und von „Clergy for Peace“ (Jerusalem); „seit Mitte der 1990er Jahre engagiert sich Jeremy Milgrom für die Rechte der Jahalin, eines kleinen arabischen Nomadenstammes“ (stiftungbegegnung.de); vgl. seine Publikation „Judentum und Gewaltfreiheit“ (2. Auflage, Aphorisma 2001).

Misař ǀ Olga Misař, geb. Popper (1876-1950; ‚mosaisches Bekenntnis‘, ab 1899 evangelisch) – Politikerin, Journalistin & Schriftstellerin; sie „nahm am Internationalen Frauen-Kongress in Den Haag im April 1915 als eine der österreichischen Vertreterinnen teil. 1919 … kandidierte sie bei den Nationalratswahlen erfolglos … In der Folge publizierte sie häufig in der von Pierre Ramus herausgegebenen zweiwöchig erscheinenden Zeitschrift ‚Erkenntnis und Befreiung‘ sowie in der internationalen Frauen- und Friedensbewegungspresse. Ab 1921 gemeinsam mit J(Y)ella Hertzka im Vorstand des österreichischen Zweigs der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit in der politischen Gruppe aktiv, arbeitete M. gleichzeitig für die internationale Dachorganisation Women’s League for Peace and Freedom. Ab 1923 war sie Sekretärin des Bundes für Kriegsdienstgegner und publizierte gemeinsam mit der Friedensaktivistin Martha Steinitz und der Frauenrechtlerin Helene Stöcker über ‚Kriegsdienstverweigerer in Deutschland und Oesterreich‘ (1923). M., die schon in der ersten Hälfte der 1920er-Jahre an der Durchführung von großen Antikriegs-kundgebungen beteiligt war, organisierte die 2. Internationale Konferenz der Kriegsdienstgegner im Juli 1928 auf dem Sonntagberg in Niederösterreich.“ (ÖBL Online-Edition, 15.03.2013)

Morgenthau senior ǀ Henry Morgenthau (1856-1946) – Unternehmer, Diplomat, 1913-1916 US-Botschafter in Konstantinopel; er verfasste 1918 bedeutsame Augenzeugenberichte zu dem im „Schatten des Weltkrieges“ ab 1915 erfolgten Völkermord an den Armeniern.

Moscheles ǀ Felix Stone Moscheles (1833-1917) – Englischer Maler & Schriftsteller (Taufpate: Felix Mendelsohn Bartholdy); Pazifist und Präsident der ‚International Arbitration and Peace Association‘.

Moskovitz ǀ Reuven Moskovitz (1928-2017, aus Rumänien) – Holocaust-Überlebender; israelischer Friedensaktivist; Mitgründer des arabisch-jüdischen Friedensdorfes ‚Newe Schalom – Wahat al Salam‘ („Oase des Friedens“). [Anm. pb aufgrund einer persönlichen Begegnung: Er konnte seine tiefe Menschlichkeit auch wunderbar mit Hilfe einer Mundharmonika ausdrücken.]

Mühsam ǀ Erich Mühsam (1879-1934, ermordet) – Dichter, Publizist (Zeitschriften: Kain 1911-1914, 1918/19; Fanal 1926-1931); Anarchist, Kriegsgegner & Revolutionär; Weggefährte von Gustav Landauer und Ernst Toller. – Tagebucheintrag vom 7. Januar 1916: „Auf der letzten Kegelbahn gab es mit Halbe wieder einen Disput … Der Krieg ist diesen Leuten immer noch lediglich Naturkatastrophe, und ihr Gewissen ist völlig beruhigt. Mein ‚Kosmopolitismus‘ ist [Kontext: ihnen] höchst verächtlich, aber in meiner Eigenschaft als Jude begründet. Ich erklärte, daß ich diese Eigenschaft für die beste der Juden halte und nur wünschte, meine Stammesgenossen hätten darin nicht auch umgelernt. Im übrigen sei der Kosmopolitismus bis zum 1. August 1914 auch ein Spezifikum der Deutschen gewesen. Das ficht aber den sich verbreitenden Antisemitismus der deutschen Patrioten gar nicht an.“ [Mühsam-Band der Schalom-Bibliothek in Vorbereitung]

Nathan ǀ Abie Nathan (1927-2008) – Er versuchte 1966 von Israel aus vergeblich, mit seinem Flugzeug ‚Shalom‘ in Ägypten dem Staatspräsidenten Gamal Abd el Nasser eine Friedensbotschaft zu übergeben; es folgten Jahrzehnte des Engagements mit – z.T. internationalen – Friedensmissionen, humanitären Hilfe-Unternehmungen, sozialer Solidaritätsarbeit im Land (auch spektakuläre Protesthandlungen für den Frieden wie Kriegsspielzeug-Beseitigung, Hungerstreik gegen Siedlungspolitik, Gefängniszeit nach einem Treffen mit Jassir Arrafat 1991); 1977-1993 Radiostation ‚Stimme des Friedens‘ (siehe: wikimedia.org; TV-Dokumentarfilm „The voice of peace – Der Traum des Abie Nathan“ von Eric Friedler, 2024).

Neiman ǀ Susan Neiman (geb. 1955) – Philosophin, Direktorin des Einstein Forum Potsdam; biographisches Friedensengagement schon in der US-amerikanischen Antikriegsbewegung.

Nicolai ǀ Georg Friedrich Nicolai (1864-1974), geb. Lewinstein – Mediziner, trotz Repressionen des deutschen Staates und Militärs unbeugsamer Pazifist (dann jedoch schon 1922 Emigration nach Südamerika), Verfasser des bahnbrechenden (anthropologischen) Grundlagenwerkes „Biologie des Krieges“ (entstanden ab 1915, Erstauflage 1917 Schweiz), dessen ‚Aktualität‘ (Wie endet der homo sapiens?) heute dringend aufgedeckt werden müsste.

Olden ǀ Rudolf Olden [Vater Johann Oppenheim, ab 1891 Olden] (1885-1940) – Journalist, Schriftsteller, Rechtsanwalt, Redakteur; schrieb als Pazifist schon 1919 für die Wiener Zeitschrift „Der Friede“; Autor der Dokumentation „Das Schwarzbuch. Tatsachen und Dokumente. Die Lage der Juden in Deutschland 1933“.

Oppenheimer ǀ Julius Robert Oppenheimer (1904-1967) – Physiker; er gilt als „Vater der Atombombe“, wurde jedoch nach den US-Massenmorden in Hiroshima und Nagasaki zum scharfen Kritiker des Nuklearwaffen-Einsatzes und des Wettrüstens.

Philo ǀ Philo von Alexandrien (ca. 15/10 v. Chr. bis 40 n. Chr.) – Der früheste jüdische Religionsphilosoph (unter den Bedingungen des Hellenismus) und Zeitgenosse des Leute-Rabbis Jesus aus Nazareth; er interpretierte die militärischen Gewaltszenarien in der Hebräischen Bibel – fernab aller Theorien über ‚heilige Kriege‘ – mit größter Selbstverständlichkeit (!) allegorisch bzw. subjektal.

Plessner ǀ Helmuth Plessner (1892-1985); Philosoph und Anthropologe, „der 1933 wegen seiner ‚jüdischen Herkunft‘ nach einem kurzen Aufenthalt in der Türkei schließlich im beschaulichen Groningen landete und dort den Zweiten Weltkrieg unter zum Teil abenteuerlichen Umständen überlebte“ (Martin Küpper, in: junge Welt, 12.06.2025); er hielt 1952 an der Universität Göttingen den – jüngst neu edierten soziologischen – Vortrag „Vergesellschaftung der Menschenfeindlichkeit“, über den M. Küpper schreibt: „Die praktischen Möglichkeiten des Menschen stehen auf Kriegsfuß mit der Wirklichkeit. Was wäre möglich, wenn die Menschen das Gute, das sie wollen, in die Tat umsetzen würden? Armut abschaffen? Obdachlosigkeit beenden? Kriege vereiteln? Alles eine Frage des politischen Willens? Im Gegensatz zum Menschenfreund erhebt der Menschenhasser das Kleinliche, Niederträchtige und Ehrlose zur Regel, auf das er mit Hass und Aggression reagieren kann, um sich selbst zu erhöhen und in dem von ihm erkannten Elend zu bestehen. Die Menschenverachtung ist der Herrschaft nützlich, weil sie erstens den Boden für tatsächliche Grausamkeiten bereiten kann und zweitens, weil sie sich ins Abstrakte und Unpersönliche verlagern kann, somit von der Anstrengung ablenkt, Schritte zur Verbesserung der Verhältnisse zu unternehmen“ (ebd.). „Den naheliegenden Versuch, das Unmenschliche auszusondern, es dem Menschlichen gegenüberzustellen oder gar mit dem Tierischen im Menschen zu erklären, lehnt er ab. Das Tier tötet, der Mensch mordet. Das Unmenschliche liege seit jeher in der Sphäre des Menschen, dessen Makel die ‚Maßlosigkeit‘ sei. Unmenschlich kann deshalb nur sein, wer sich selbst verneint, indem er den wehrlosen anderen zu vernichten sucht … Plessner schlägt, nicht ohne religiöse Anleihen, ‚Formen der Versöhnung‘ vor und bindet sie an das Verhalten des Einzelnen zurück: Rücksichtnahme, Zuwendung, Barmherzigkeit und Vergebung.“ (ebd.). – Zu untersuchen bleibt heute die Bedeutung von Plessners anthropologischem Ansatz für einen Pazifismus im Ernstfall der menschlichen Zivilisation.

Rabinowitsch ǀ Sarah Sonja Rabinowitsch Lerch (1882-1918) – Sozialistin und Friedensaktivistin, Kurt Eisner verbunden (u.a. Münchener Munitionsarbeiterstreik Januar 1918).

Radler-Feldmann ǀ Yehoshua Radler-Feldmann (1880-1957) – Mitglied im →Brit-Shalom (Friedensbund).

Ramus ǀ Pierre Ramus (d. i. Rudolf Großmann, 1882-1942); bedeutender österreichischer Anarchist und Pazifist; nach dem Anschluss Österreichs an NS-Deutschland 1938 Flucht ins Exil. Werke u.a.: „Die Neuschöpfung der Gesellschaft durch den kommunistischen Anarchismus“ (1920); „Friedenskrieger im Hinterland“ (Roman 1924).

Rosenfeld ǀ Kurt Rosenfeld (1877-1943) – Sozialistischer Politiker, 1905-1933 Rechtsanwalt in Berlin; im 1. Weltkrieg Gegner der SPD-„Burgfriedenpolitik“ zugunsten des militaristischen Kaiserreiches und hernach USPD-Mitbegründer; „1918-1919 Preußischer Justizminister, 1920-1933 Mitglied des Reichstages, Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei (SAPD); seit 1934 im New Yorker Exil; Strafverteidiger u.a. von Rosa Luxemburg, Kurt Eisner, Georg Ledebour und Carl von Ossietzky“ (Eintrag Dt. Nationalbibliothek).

Rotblat ǀ Josef Rotblat (1908-2009) – Physiker (auch in: Los Alamos), herausragende Persönlichkeit der weltweiten Bewegung gegen Atomwaffen.

Rubiner ǀ Ludwig Rubiner (1881-1920) – Dichter, Übersetzer (gehörte zu den jüdischen Vermittlern von Tolstois Werk), Essayist; radikaler Kriegsgegner, schrieb 1917-1918 in der Schweiz das Drama „Die Gewaltlosen“; ab 1919 Engagement für ein ‚proletarisches Theater‘.

Ruppin ǀ Arthur Ruppin (1846-1943) – Soziologe, Zionist; unter seinem Vorsitz wurde 1925 der →Brit-Shalom (Friedensbund) geründet.

Scholem ǀ Gershom [Gerhard] Scholem (1897-1982) – Religionshistoriker & Zionist; nach der Übersiedlung in Palästina dem →„Brit-Shalom“ verbunden.

Simon ǀ Ernst Akiba Simon (1899-1988) – Philosoph; dem →„Brit-Shalom“ verbunden.

Simonsohn ǀ Wilhelm Simonsohn (geb. 1919, Hamburg-Altona) – Adoptivkind einer jüdischen Familie. „Als Luftwaffen-Pilot im Zweiten Weltkrieg schwört er sich, keine Bomben auf Siedlungen zu werfen. Später ist er dankbar über die Bereicherung seines Lebens durch seine Frau. Ihr Tod nach 60 gemeinsamen Jahren trifft Simonsohn hart. Aber er bleibt aktiv – bis 2019 tritt er noch regelmäßig als Zeitzeuge an Schulen auf und setzt sich unermüdlich für Demokratie und Pazifismus ein. ‚Wir brauchen keine Panzer‘, erzählt er dem NDR für die Dokumentation ‚Jahrhundertleben‘. ‚Was wir brauchen, sind Gerätschaften, die Panzer vernichten‘.“ (https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/)

Sommerfeld ǀ Nirit Sommerfeld (geb. 1961) – deutsch-israelische Künstlerin; engagiert im „Bündnis für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern“ (BIP e.V.).

Spinoza ǀ Baruch de Spinoza (1632-1677) – Philosoph, wird u.a. auch als Theoretiker des Friedens interpretiert.

Stadthagen ǀ Arthur Stadthagen (1857-1917) – sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, Opposition zum Kriegskurs der SPD-Parteispitze.

Stein ǀ Stein Ludwig (1859-1930) – Philosoph, Soziologe, Rabbiner, Publizist; Pazifist, Schrift: Das Ideal des ewigen Friedens und die soziale Frage (zwei Vorträge, 1896).

Steinberg ǀ Isaak Nachman Steinberg (1888-1957) – Linker Sozialrevolutionär, kurze Zeit erster Justizminister nach der Oktoberrevolution in Russland; Ethiker und Gewaltkritiker (siehe: jW, 20.12.2024 / www.rosalux.de); Schrift „Terror und Gewalt“ (ab 1920 verfasst, dt. Neuausgabe Bremen 2024); früher jüdischer Fürsprecher der arabischen Bevölkerung in Palästina.

Steinitz ǀ Martha Steinitz (1889-1966) – Bibliothekarin, Pazifistin, Autorin in der Friedens-Warte; Schriften u.a.: Kriegsdienstverweigerer in Deutschland und Österreich (1915), Die englischen Kriegsdienstverweigerer (1921); Mitglied im 1919 gegründeten „Bund der Kriegsdienstgegner“ (BdK), der Teil der ‚War Resister’s International‘ wurde: „Der Krieg ist ein Verbrechen an der Menschheit. Ich bin daher entschlossen, keine Art von Krieg zu unterstützen und an der Beseitigung aller Kriegsursachen mitzuarbeiten“ (Mitgliederselbstverpflichtung ab 1921).

Stern ǀ Gabriel [Gerhard] Stern (1913-1983, geboren im Sauerland) – israelischer Friedensaktivist, früher Mitarbeiter Martin Bubers. [Vorstellung im „Lesesaal“ dieser Schalom-Bibliothek]

Stern ǀ Günther Anders (1902-1992) [Günther Siegmund Stern] – Philosoph, Schriftsteller (Dichter), herausragende Persönlichkeit des geistigen und politische Widerstandes gegen die Atombombe.

Susman ǀ Margarete Susman (1872-1966) – Jüdische Religionsphilosophin & religiöse Sozialistin; nach dem 1. Weltkrieg Engagement für die Frauenbewegung sowie Hinwendung zu Judentum und Zionismus; friedenstheologische Botschaft: „Und wo wir einen Menschen finden, der entschieden ist für den Frieden, dessen Gerechtigkeit und Güte durch all sein Leben und Denken hindurchschimmert, da haben wir heute wie immer das gefunden, dessen die Menschheit bedarf, damit ihre Hoffnung nicht sterbe“ („Die messianische Idee als Friedensidee“. In: Der Morgen. Monatsschrift der Juden in Deutschland Heft 4/1929, S. 375-385).

Toller ǀ Ernst Toller (1893-1939) – Schriftsteller, Kriegsgegner & Revolutionär. [Eine Neuauflage bereits in unserer Schalom-Bibliothek: „Nie wieder Friede!“]

Tucholsky ǀ Kurt Tucholsky (1890-1935) – Schriftsteller & Journalist, einer der bedeutsamsten Antimilitaristen in der Weimarer Republik. [Band der Schalom-Bibliothek in Vorbereitung]

Valentin ǀ Veit Valentin (1885-1947) – Historiker, zunächst 1914 Unterzeichner des Kriegsaufrufes deutscher Wissenschaftler, später Anwalt von Republik und Pazifismus.

Verleger ǀ Prof. Rolf Verleger (1951-2021, Sohn von Überlebenden der Shoa) – Wissenschaftler (Schwerpunkt: Neuropsychologie), prominenter jüdischer Friedensarbeiter (vormals Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland); Mitbegründer des „Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern“ (heutiger Name).

Wassermann ǀ Oscar Wassermann (1869-1934) – Bankier, in der Weimarer Republik jüdischer Vertreter in der religiösen Friedensökumene der ‚Konfessionen‘.

Weltsch ǀ Robert Weltsch (1891-1982) – Redakteur der „Jüdischen Rundschau“; Mitglied im →Brit-Shalom (Friedensbund).

Werfel ǀ Franz Werfel (1890-1945) – Dichter von Weltrang und Pazifist schon im 1. Weltkrieg; als Romanautor u.a. engagierter Aufklärer zum Völkermord an den Armeniern.

Witting ǀ Richard Witting (1856-1923; Geb.-Name: Witkowski) – Sohn des jüdischen Seidenwarenhändlers Arnold Witkowski & dessen Frau Ernestine, Bruder von →Maximilian Harden; Bankier, liberaler Politiker & Schriftsteller; erkannte – trotz seiner (zunächst) positiven Einstellung zum Deutschen Reich – im Juli 1914 die verantwortungslose Kriegspolitik der zivilen und militärischen Führung; durch Fürst Lischnowsky dann in der Auffassung bestärkt, dass der „in aberwitziger Verblendung fahrlässig begonnene Krieg … niemals zu gewinnen sei“; März 1915: Anschluss an den „Bund Neues Vaterland“, 1916: Beitritt zu „Zentralstelle Völkerrecht“ (Lit. H. Donat / K. Holl, Hg.: Hermes Handlexikon. Die Friedensbewegung. 1983, S. 429-422).

Wolff ǀ Theodor Wolff (1868-1943) – Schriftsteller & Publizist; Kritiker von Großmachtpolitik und Militarismus im Kaiserreich; liberaler Chefredakteur des ‚Berliner Tageblattes‘, das nach Thematisierung der ‚Kriegszielfrage‘ im Sommer 1916 Beschlagnahmung und kurzeitiges Verbot erfuhr; Schriften zur Kriegsschuldfrage (postum: „Juli 1914: meine Zeugenaussage zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs“, 2014); nach der Machtübergabe an die deutschen Faschisten 1934 Emigration.

Wurm ǀ Emanuel Wurm (1857-1920) – sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, Opposition zum Kriegskurs der SPD-Parteispitze; wegen Ablehnung der Kriegskredite schloss er sich der USPD an.

Zuckermann ǀ Moshe Zuckermann (geb. 1949 in Israel, Sohn von polnisch-jüdischen Überlebenden der Shoa) – Linker Soziologe, Historiker und Philosoph; bekannter Kritiker der israelischen Besatzungs- und Kriegspolitik.

Zweig ǀ Arnold Zweig (1887-1968) – Schriftsteller, Kriegsgegner; 1934 (Flucht vor den deutschen Faschisten) aufgrund einer zionistischen Einstellung Emigration in Palästina (1948 Niederlassung in Ost-Berlin): „Bereits 1932, vor der Flucht ins Exil, hatte Zweig in seinem Roman ‚De Vriendt kehrt heim‘… geschildert, wie ein in Palästina lebender holländischer Jude durch einen neu einwandernden zionistisch orientierten Juden aus Osteuropa nach einer diffamierenden, zionistischen Pressekampagne ermordet wird, weil ersterer sich auf der Grundlage orthodoxen Judentums für Verständigung mit der arabischen Bevölkerung einsetzte. Der Roman bezieht sich auf reale Ereignisse aus dem Jahr 1924, als die Hagana in Jerusalem Jacob Israël de Haan ermordete.“ (Wikipedia.org)

Zweig ǀ Stefan Zweig (1881-1942) – Schriftsteller (einer der bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler des 20. Jahrhunderts), Übersetzer und Pazifist (besonders auch deshalb im Feindbildvisier der Faschisten). Nach einer polizeilichen Hausdurchsuchung Anfang 1934 Emigration.

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Letzter Aufruf der genannten Internetressourcen, sofern nicht anders angegeben: 14.06.2025.